Geschichte der Oberampfracher Kirche

Aufgrund ihrer Anlage und insbesondere der zum Teil recht hohen Umfassungsmauer wird vermutet, dass es sich bei der Anlage der Oberampfracher Kirche um eine ursprünglich befestigte Anlage nach Art einer Kirchenburg handelt. Diese Vermutung ist möglich, allerdings nicht nachprüfbar.

Bis zum Jahr 1896 gab es jedenfalls nur einen einzigen Zugang, der unter dem ehemaligen Schulhaus hindurchführte. Das alte Schulhaus stand in dem Zwischenraum, der heute zwischen dem Schulhaus (Diakoniestation) und der Kirchhofmauer.

 

1429

Diese Jahreszahl findet sich auf der Christusglocke, der größten Glocke der Kirche. In diesem Jahr ist also das Bestehen einer Kirche mit entsprechendem Glockenturm vorauszusetzen, zumal kein Hinweis auf einen späteren Erwerb der beiden alten Glocken existiert. Aus derselben Zeit dürfte nach Art und Dekor auch die Marienglocke stammen.

Insbesondere das Turmuntergeschoss und die Sakristei dürften älter sein.

Ende 15. Jh.

Entstehung des Flügelaltars. Da es weder Rechnungen noch andere Belege gibt, kann die Herkunft nicht genau zugeordnet werden. Er scheint von Anfang an in der Oberampfracher Kirche gestanden zu haben oder für diese angefertig worden zu sein. Über Stifter und Handwerker gibt es keine Angaben.

1580

In der Mesnerordnung wird eine Schlaguhr in der Kirche erwähnt.

1584

Ein neuer Taufstein wird angefertigt (nicht mehr vorhanden).

Nach der Reformation: Einbau von Emporen.

1626

Umbau der Kirche. Erhöhung der Langhausmauern, zwei neue Fenster, neuer Boden, neue Empore, neue Kanzel. Über das Aussehen der Kirche damals ist nichts weiter überliefert.

30jähr. Krieg

Trotz großer Zerstörungen in der ganzen Gemeinde blieb die Kirche weitgehend unversehrt.

1697

Erneuerung des Innenraumes unter Pfr. Kanz. Über die Gestaltung wissen wir nur, dass aufgrund der Rechnungen die Kirche einen sehr farbenfrohen Anblick geboten haben muss (verwendet wurden: Rotmennihg, Blutfarb, Indigo, Zinnober, Berggrün, gelbe und rote Hausfarb, Bleiweiß, Köllische Kreide, Küchenruß, Bleigelb, Umbra, Glasfarb und Blau). Im Zuge dieser Erneuerung (zwischen 1697 und 1699) erhielt die Kirche auch die Apostelbilder, die bis heute an der Emporenbrüstung zu sehen sind.

Apostelbilder:  Hierbei handelt es sich um 13 Ölgemälde (Größe je ca. 80x90 cm). Dargestellt sind Christus und die zwölf Apostel: Christus hält als Zeichen seiner Königsherrschaft die Kugel mit Kreuz in der Hand, während jedem der Apostel ein Attribut in die in die Hände gelegt ist, an dem man ihn erkennen kann. Jeweils über den Köpfen findet sich Goldschrift: bei Jesus Christus ein Wort Jesu, bei den Apostel jeweils ein Abschnitt des in 12 Teile aufgeteilten Glaubensbekenntnisses. Jeweils unter den Bildern sind ebenfalls in Goldschrift die Stifter (Gemeindeglieder) verzeichnet.

Die Bilder in der zu lesenden Reihenfolge:

  1. Christus mit der Weltkugel (Königsherrschaft über die Welt).
  2. Petrus mit dem Schlüssel (Jesus übertrug Petrus die Schlüsselgewalt).
  3. Andreas mit dem Andreaskreuz (nach der Überlieferung wurde er an einem solchen Kreuz hingerichtet).
  4. Jakobus der Ältere mit Muschel und Pilgerstab (nach der Legende kam er auf Pilger ins heutige Spanien, wo in Santiago de Compostela sein Grab verehrt wird. Bis heute pilgern viele Menschen im Zeichen der Jakobsmuschel dorthin).
  5. Johannes mit Kelch und Schlange (nach einer Legende soll er Gift getrunken haben, ohne einen Schaden davonzutragen).
  6. Thomas mit Spieß (Zeichen für sein Martyrium) eigentlich gehört zu ihm der Winkelstab (nach der Legende kam Thomas bis Indien, wo er das Evangelium verkündigte und dort einen Palast baute), der sich bei Thaddäus findet.
  7. Jakobus der Jüngere mit einer Walkerstange (nach der Legende wurde er von einem Walker mit einer solchen Stange erschlagen). Die Walkerstange gleicht eher einer Keule, die jedoch das Attribut des Thaddäus wäre.
  8. Philippus mit einem Kreuzstab (nach der Überlieferung wurde er gekreuzigt).
  9. Bartholomäus mit einem Schlachtermesser (nach der Legende wurde ihm lebendig die Haut abgezogen und er wurde anschließend mit dem Kopf nach unten gekreuzigt).
  10. Matthäus mit Schwert (er soll ermordet worden sein).
  11. Simon Zelotes mit Säge (er wurde nach der Legende zersägt).
  12. Thaddäus mit Winkelstab (Verwechslung mit Thomas).
  13. Matthias mit Beil (der Überlieferung nach wurde er hingerichtet).

1701

Einbau einer Orgel

1707ff.

Großer Umbau aus Platzmangel: Erhöhung des Kirchenschiffes, Abriss der Nordmauer und Verlegung nach Norden (zur Verbreiterung der Kirche). Fenster in barocken Formen mit Rundbögen und darüber ovale Fenster für die Emporen. Vergrößerung des Bogens zum Altarraum. Neuer Dachstuhl (aufgerichtet 8. Juni 1708). Im Inneren neue Emporen mit neuen „Stühlen“. Neues Gestühl im Langhaus. Neue Decke. Farbgestaltung in barocker Art.

1710/11

Erhöhung des Kirchturms. Neuer Glockenstuhl. Errichtung des heutigen Turmdaches. Hinweise aus den Rechnungen lassen darauf schließen, dass damals bereits das Turmdach durch die Verwendung farbig glasierter Ziegel (ein der inzwischen erneuerten Art) gestaltet wurde. Auf der Turmspitze wurde eine kupferne Kugel mit Fahne und darüber einem Stern angebracht. Instandsetzung der Turmuhr.

1725

Der Flügelaltar wurde an die Chorseite gestellt und durch einen Barockaltar ersetzt (Schreiner Georg Karl Schwab aus Erzberg). Dieser Altar steht heute in der Kirche Unterampfrach.

1797

Neues Fenster in der Sakristei.

1843

Reparaturen: Neudeckung des Turmdaches.

1846

Behebung einer Senkung des Westgiebels.

19.Jh.

Wachstum der Gemeinde, daher Vermehrung der Kirchenstühle. Einbau von „Stühlen" im Chorraum. Einziehen einer Empore im Chorraum mit Sitzplätzen und Orgel. Der Zugang erfolgte über eine Treppe zum Ostfenster.

1865

Entfernung der Kanzel von 1626. Einbau der heutigen Kanzel mit Schalldeckel (Bildhauer Franz Herterich, Ansbach). Beseitigung des Taufsteins von 1584, neuer hölzerner Taufstein ebenfalls von Herterich, Ansbach. Taufstein und Kanzel in neugotischem Stil. Zur gleichen Zeit wurde der Wert des Flügelaltars wiedererkannt und er wurde nach Restaurierung (Adam Sickinger, München) in der Mitte des Chorraumes, während der Barockaltar an die Seitenwand des Chores gerückt wurde.

1866

Renovierung der Emorenbrüstung und der Apostelbilder (durch Herterich, Ansbach). Instandsetzung der Orgel.

1885

Instandsetzung der Orgel und Verlegung auf die Seitenempore. Neuer Zugang zum Kirchendachboden über den Turm (bis dahin über Wendeltreppe von der Empore aus zugänglich).

1893

Umbau der Kirche unter Pfr. Haas: Grund war vor allem, dass die vorhandenen 328 Sitzplätze für die wachsende Gemeinde nicht mehr ausreichten. Die Staatsregierung erkannte diesen Bedarf und die Finanzierung an und nahm die Erweiterung in Angriff: verlängerung des Kirchenschiffes nach Westen um neun Meter.

Während der Baumaßnahmen fanden die Gottesdienste in der Pfarrscheune statt.

Abriss des schadhaften Westgiebels, Entfernung sämtlicher Kirchenbänke, Emporen und Treppen. Vergrößerung der Fenster in gotischem Stil, Verlängerung des vorhandenen Dachstuhles.

Im Inneren Einbau neuer Bänke, z.T. unter Verwendung von Teilen der alten Bänke. Einbau der heutigen Emporen. Einbau farbiger Fenster. Aufstellung des Flügelaltars im Chorraum. Vollständige Bemalung der Innenwände in neugotischem Stil.

Gründliche Wiederherstellung des Kirchturmdaches und Einbau einer Blitzableiteranlage.

Am Sonntag, 26. November 1893 wurde die Kirche eingeweiht. Die Platzzahl wurde damals mit 529 angegeben.

1895/96

Einbau einer neuen Orgel (Orgelbauer Holländer in Feuchtwangen). Sie wurde auf die Nordempore gestellt, wo sie bis heute ihren Platz hat.

1910

Instandsetzung und Neuverputz des Turmes auf der Wetterseite.

1914/15

Entwässerungsgraben um die Kirche zur Entfeuchtung der Wände.

1930

Elektrische Beleuchtung.

1939

Kurz vor Kriegsbeginn Einbau einer Kirchenheizung (Koksofen in einer Grube vor dem Altarraum).

1939-42

Restaurierung der Apostelbilder und des Flügelaltars (Durch Carl Barfuß vom Germanischen Museum Nürnberg).

1941

Stiftung eines neuen Taufsteins (jetzt im hinteren Bereich der Kirche vor dem ehemaligen Nordeingang).

1946-1948

Neuverglasung der Fenster, Einbau eines Farbfensters im Süden des Chorraumes (Stiftung Familie Vohwinckel).

50er Jahre

Umfassende Innenrenovierung der Kirche unter Entfernung der farbigen neugotischen Wandmalereien. Seither präsentiert sich die Kirche in ihrem heutigen Erscheinungsbild.

1968-1970

Renovierung der Kirche.

1996-1998?

Außenrenovierung der Kirche wegen starken Schäden am Sandsteingemäuer. Sanierung des Turmes und des Glockenstuhls.

1998?

Weihe der neuen Taufglocke (Stiftung Ehepaar Deeg aus Schnelldorf) als vierter Glocke.

2006

Massiver Befall mit Hausschwamm im Bereich der Westwand. In der Folge gründliche Untersuchung des Schadens mit dem Ergebnis, dass der gesamte Westgiebel abgerissen werden muss.

2009/10

Neuerrichtung der Westwand und Innenrenovierung durch das Staatliche Bauamt Ansbach.  Einbau einer elektrischen Kirchenbankheizung. Umfassende Reparatur der Orgel.

 

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